-
Sammeln Sie Fotografie! Unsere Abonnenten erhalten diese Fotografie und alle weiteren der Serie als edlen Druck aus dem STEIDL Verlag. Für jede Ausgabe werden Papier, Format und Druckverfahren mit dem Fotokünstler abgestimmt. So entsteht eine hochwertige Sammlung bester zeitgenössischer Fotografie in einer kostbaren Edition.
Die art-Editionen
Erfahren Sie hier weitere spannende Hintergrundinformationen zu den einzelnen art-Editionen:
zur art Edition No. 1: David Goldblatt
zur art Edition No. 2: Dayanita Singhzur art Edition No. 3: Roberto Polidori
zur art Edition No. 4: Juergen Teller
zur art Edition No. 5: Bettina Rheims
zur art Edition No. 6: Bruce Davidson
zur art Edition No. 7: Edward Burtynskyzur art Edition No. 8: Robert Frank
zur art Edition No. 9: David Bailey
zur art Edition No. 10: Lewis Baltz
Dokumentation als Kunst: David Goldblatt
Thomas Weski über das engagierte Werk des
südafrikanischen GesellschaftschronistenDavid Goldblatt, geboren 1930 in Randfontein, hat sich seit Anfang
der sechziger Jahre der fotografischen Erfassung der politischen
Veränderungen seiner Heimat Südafrika verschrieben. In seinen ersten Serien von Schwarzweißfotografien zeigte er die visuellen
Phänomene der Apartheid zunächst in einer dem Fotojournalismus entlehnten Ästhetik, die später durch eine Fotografie im dokumentarischen Stil ersetzt wurde. Goldblatt, der zwischen seiner kommerziellen Tätigkeit und seinen persönlichen Arbeiten unterscheidet, hat auf eindringliche Weise die Auswirkungen der bis 1994 praktizierten soge-nannten Rassentrennung dokumentiert.Da er seine Aufnahmen seit Längerem mit mittel- und großformatigen Kameras herstellt, erhält er detailreiche, mit Informationen gespickte Bilder, die zu einer genauen Betrachtung einladen. Seine zu thematischen Serien arrangierten Fotografien ergänzt er um sachliche Texte und Bildunterschriften, um sie eindeutig in ihrem Kontext zu verankern. Seit 1999 nutzt Goldblatt auch die Farbfotografie bei der kritischen Erforschung der Entwicklung der jungen Demokratie Südafrikas.
Seine Fotografien weisen ihn als Autor und Chronisten aus, der mit seinen Werken politische Aufklärung leistet, aber dabei zugleich allgemeingültige Wertvorstellungen formuliert. Für mich bestätigt Goldblatt mit seiner Arbeit das Faszinosum, dass die besten Fotografen nach wie vor ihre Themen in ihrer direkten Umgebung finden und trotz Nähe und Vertrautheit zu gültigen Bildern kommen, die uns nachhaltig beschäftigen. David Goldblatt formuliert in seinem Langzeitprojekt ein multiperspektivisches Gesellschaftsbild, das der komplexen Realität Südafrikas gerecht wird. Das Paradox, das seine Werke charakterisiert – die zurückgenommene, sachliche Darstellung der Objekte bei zugleich größter Leidenschaft und ausgedrücktem Engagement für sie – zeichnet ihn als einen besonderen
Dokumentarfotografen aus. // Thomas Weski
Wie ich arbeite.
David Goldblatt über die Geschichte seines Bildes, Farbfotografie und
ein ungewöhnliches Wohnmobil
Es war 2006, als ich zwei Anwälte nach Mokopane begleitete, ein Ort im Nordosten Südafrikas. Die Gegend ist typisches Buschland, aber es gibt dort sehr viele Bodenschätze. Die Juristen vertraten eine Gemeinschaft
von Farmern bei einer Auseinandersetzung mit ANGLO AMERICAN. Der Bergbaukonzern wollte die Menschen von ihrem Land vertreiben, um eine Platinmine zu errichten. Die Szene unter dem Baum erinnerte mich sofort an ein klassisches koloniales Motiv: Ein weißer Mann spricht zu einer Gruppe von Afrikanern. Es könnte ein Missionar sein, der aus der Bibel vorliest, tatsächlich aber erstattet hier ein Anwalt Bericht über den Kampf gegen den größten Platinproduzenten der Welt.
Um die Szene optimal zu fotografieren, stieg ich auf das Dach meines Wohnmobils und schoss zwei Aufnahmen mit meiner 4x5- Fachkamera. Ich mache eigentlich immer nur zwei Aufnahmen. Dass ich erst Ende der neunziger Jahre angefangen habe, Farbfotografie für freie Arbeiten zu nutzen, hat zwei Gründe. Zum einen war es – durch besseres Filmmaterial und digitale Bearbeitung – nun endlich möglich, qualitativ hochwertige Farbabzüge herzustellen. Zum anderen fand ich farbige Fotos für Projekte während der Apartheid schlicht zu lieblich. Jetzt aber wollte ich Südafrika neu entdecken. Dafür kaufte ich mir 2004 auch das Wohnmobil.
Es war ursprünglich ein Pickup, ein »Bakkie«, wie wir das hier nennen. Den ließ ich umbauen: Natürlich gibt es einen Gaskocher, ein Bett und was man sonst noch braucht, um eine Weile unterwegs zu sein. Ich habe aber auch das Dach verstärken lassen und kann zwei seitliche Stützen anbringen, die verhindern, dass das Auto schwankt, wenn ich oben stehe und fotografiere. Besonders bei starkem Wind ist das sehr nützlich. An dem Foto der Versammlung mag ich besonders die Farben: den Übergang vom Schatten unter den Bäumen zu den Leuten, die in der Sonne sitzen, und der Landschaft. Ganz wichtig sind auch die zwei Fahrräder, das eine im Hintergrund, das andere vorne. Sie bilden eine visuelle Klammer und balancieren das Bild aus. Ohne die Fahrräder wäre das Bild einfach nicht das gleiche. // David GoldblattGerhard Steidls Druckerschule
Wenn ich mit einem Künstler ein Foto drucken will, steht zu Beginn
die Auswahl des Papiers. Die Druckdaten werden vorbereitet und
Andrucke auf verschiedenen Sorten gemacht. Wenn der »Look«
gefunden ist, werden die Druckdateien in stundenlanger Arbeit
kalibriert, bis das beste Ergebnis auf dem gewählten Papier erreicht
ist. Für David Goldblatts Foto haben wir einen 280-Gramm-Karton
von Cordenons, Italien, ausgewählt, der praktisch keine optischen
Aufheller enthält. Er ist besonders langlebig und heißt »Natural Evolution
Ivory«.Bevor ich mich für ein Papier entscheide, prüfe ich immer unter
UV-Licht (eine einfache UVTaschenlampe und ein dunkler
Raum genügen), wie viel optische Aufheller das Papier enthält.
Vergleichen Sie mal unter UV-Licht ein normales weißes Foto-kopierpapier und den Cordenons-Karton!
Gedruckt habe ich mit einer Inkjet-Druckmaschine »Nyala« der
Firma SWISSQPRINT - eine völlig andere Technik, als die üblichen
Epson-Drucker: Man nennt sie DOD (Drop On Demand), und gedruckt
wird mit hochpigmentierten, UVtrocknenden Acrylfarben.
Bei einer Druckfarbe ist immer die Pigmentqualität das Wichtigste,
um eine hohe Lichtbeständigkeit zu erreichen. Meine Farben, die ich
bei Sun Chemicals in England kaufe, erreichen 7+ auf der »Blue Wool
Scale« (googeln Sie mal!) und sind damit praktisch genauso haltbar
wie Andy Warhols Siebdruckfarben. // Gerhard Steidl